Nachdem ich mich während meines dritten Semesters dazu entschieden hatte ins europäische Ausland zu gehen, war es im September 2021 endlich so weit. Für mich ging es dabei in die wunderschöne andalusische Stadt Granada, welche im Süden von Spanien am Fuße der Sierra Nevada liegt.
Unterkunft
Schon vor meiner Anreise habe ich mich nach einem potenziellen Zimmer in Granada umgesehen. Ende Juli bin ich über die Seite Aluni.net endlich fündig geworden und habe mir ein Zimmer in einer 5-er WG reserviert. Im Großen und Ganzen sind die Mietpreise in Granada deutlich günstiger als in Tübingen, jedoch schwanken sie je nach Lage extrem. In anderen Erfahrungsberichten habe ich oft gelesen, dass es kein Problem sei, erst in Granada nach einem Zimmer zu suchen. Dies würde ich allerdings nicht empfehlen, da ich in den ersten Wochen doch recht viele Austauschstudierende kennen gelernt habe, welche noch verzweifelt auf der Suche waren
Universität und Studium
Mit mehr als 60.000 Studierenden ist die Universität in Granada recht groß. Neben einigen vereinzelten Fakultäten im Zentrum befinden sich die meisten, wie auch die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, auf dem Campus Cartuja. Aufgrund der etwas abgelegen Lage des Campus am Hang plus der warmen Temperaturen im Herbst nehmen die meisten Studierenden den Bus zur Fakultät. Der Bus fährt vom Zentrum aus mehrmals in der Stunde und benötigt in der Regel nicht mehr als 10-15 Minuten. Die Fakultät bietet ein recht großes Spektrum an unterschiedlichen BWL und VWL Kursen an. Allerdings ist die vorrangige Unterrichtssprache Spanisch, weshalb nur vereinzelte Kurse auf Englisch angeboten werden. Der Alltag an der Universität unterscheidet sich deutlich von den Vorlesungen in Tübingen, da das spanische System wesentlich verschulter ist. Insgesamt habe ich fünf Kurse belegt, drei davon auf Spanisch. Trotz des vermeintlich geringeren Niveaus der spanischen Vorlesungen sind diese nicht zu unterschätzen. Benotet wird basierend auf einer „kontinuierlichen Evaluation“ der Studierenden. Als Grundlagen dafür dienen unter anderem Präsentationen, Midterms oder auch Texte, welche eingereicht werden müssen. Der Aufwand dafür darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Diese in Form der „kontinuierlichen Evaluation“ absolvierten Leistungen fließen dann auch in die finale Endnote mit ein, was für die meisten Studierenden vorteilhaft ist.
Alltag und Freizeit
Im Vergleich zu anderen Städten in Andalusien ist Granada tendenziell eher kleiner, eignet sich dafür aber umso besser, um dort ein Auslandssemester zu verbringen. Granada selbst setzt sich aus mehreren Stadtvierteln zusammen, welche alle einen unterschiedlichen Charme haben. Besonders sticht dabei das Viertel AlbaicÃn heraus, welches am Hang errichtet wurde und sich durch seine weißen Häuser und seine engen und verwinkelten Gassen auszeichnet. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf die Alhambra vor der Bergkulisse der Sierra Nevada. Die Alhambra, als bekannteste Sehenswürdigkeit Granadas, ist mit ihren Palästen und unzähligen Gärten mehr als nur beeindruckend. In Granada sticht besonders der zum Teil heute noch bestehende arabische Einfluss heraus, sodass man neben der typischen spanischen Küche auch die arabische Küche genießen kann. In der spanischen Küche dürfen auf jeden Fall Tapas nicht fehlen und so gibt es vor allem im Zentrum unzählige Tapas Bars. Während man in anderen Städten oft für alle Tapas zahlen muss, bekommt man in Granada in den meisten Bars zu jedem Getränk, das man bestellt kostenlos Tapas dazu.
Darüber hinaus eignet sich Granada durch die gute Lage in der südspanischen Region Andalusien perfekt für Ausflüge unterschiedlichster Art. Neben Skiausflügen im Winter in die Sierra Nevada, Strandausflügen im Sommer an die nahegelegenen Strände oder Ausflüge in andere Städte ist alles möglich. Im Allgemeinen verfügt Spanien über ein gut ausgebautes Busnetz, welches es ermöglicht, Städte wie Málaga, Sevilla, Nerja sowie Córdoba günstig und schnell zu erreichen. Neben dem Bus bietet sich es auch an mit dem Zug zu verreisen. Weitere spanische Städte wie Madrid und Toledo können so in unter 3 Stunden erreicht werden. Doch nicht nur innerhalb Spaniens ist man gut angebunden, auch Gibraltar und Portugal sind relativ nahe und gut zu erreichen. Wer die Reisen lieber nicht selbst organisieren möchte der kann sich einer der vielen Organisationen, beispielsweise „ESN Granada“ oder „Best Life Experience“, anschließen. Diese organisieren im Laufe des Semesters zahlreiche Tagesausflüge sowie längere Reisen, wie auch nach Portugal oder Marokko.
Fazit
Nach einem halben Jahr in Granada kann ich sagen, dass ich sehr froh bin in dieser großartigen Stadt mein Auslandssemester verbracht zu haben. Für mich hatte Granada nicht nur die perfekte Größe, sondern zählt aufgrund ihres Charmes und Vielseitigkeit auf jeden Fall zu den schönsten Städten, die ich in Spanien bis jetzt gesehen habe.
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