Das Wintersemester 2022/23 verbringe ich gerade in Warschau, Polen. Für mich stand von Anfang an fest, dass ich gerne ein Auslandssemester machen würde, auch wenn es bei „EcoBa“ nicht vorgeschrieben ist. Ich wollte in Europa bleiben und gerne in einem Land studieren, wo nicht jeder hin möchte. Also habe ich mich spezifisch auf Länder östlich von Deutschland beworben. Letztendlich wurde es die Hauptstadt von Polen. Da das Semester dort, wie in Tübingen, erst Anfang Oktober startet, befinde ich mich gerade erst in meinem zweiten Monat vor Ort.
Zunächst einmal zu der Stadt, Warschau hat über 1,8 Millionen Einwohner und ist somit um einiges größer als Tübingen. Dadurch dass Warschau relativ zentral in Polen liegt, kann man in wenigen Stunden sehr gut verschiedene Städte wie Krakau, Danzig und Breslau erreichen und dort ein Wochenende verbringen. Zusätzlich befinden sich zwei Flughäfen in der Nähe, von denen man für wenig Geld die umliegenden Länder erkunden kann, was viele Studierende bereits gemacht haben. Auch kulturell hat Warschau einiges zu bieten. Neben der schönen Altstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig wieder aufgebaut wurde, kann man als Student*in zahlreiche Museen kostenlos besuchen. Sehr zu empfehlen sind auch die „Free-walking Tours“, die überall in der Stadt angeboten werden. Dort erfährt man noch einmal einiges über die Geschichte Polens im Zweiten Weltkrieg und welche Rolle Warschau dabei gespielt hat.
Der Alltag an der SGH-University of Economics unterscheidet sich sehr stark von dem in Tübingen. Zum einen sind die Kurse eher vergleichbar mit dem Schulunterricht in Deutschland und der Fokus liegt mehr auf der mündlichen Mitarbeit sowie Gruppenarbeiten. Da es sich bei der Universität um eine sehr internationale Wirtschaftsuniversität handelt, werden viele Kurse auf Englisch angeboten. Somit hatte ich eine sehr große Auswahl an Kursen und konnte am Anfang nochmal ohne Probleme zwischen Kursen hin und her wechseln. Zudem lässt sich sagen, dass das Niveau der Kurse tendenziell weniger anspruchsvoll ist, da man unter dem Semester mehr leistet und die Klausur am Ende meistens aus einer Single-Choice-Klausur besteht.
Die Universität ist sehr gut durch die Metro oder Tram zu erreichen. Man kann sich als Student*in ein 3-Monatsticket für 120 Zlotys kaufen, was umgerechnet circa 30 Euro sind. Dazu kommt, dass man durch den Studierendenausweis 50% Rabatt auf den Preis beim Fernverkehr bekommt.
Ich würde jedem ans Herz legen schon Ende September anzureisen, da dort die „Orientation-Week“ der ESN Warschau stattfindet. Deren Motto lautet: „7 Days 7 Partys“. Unter anderem finden in dieser Woche Kneipentouren, Karaoke Abende, Bierpong-Tuniere und Pub-Quizze statt. Es ist die perfekte Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen.
Was das Wetter angeht, ist es dem deutschen Wetter sehr ähnlich. Im Oktober war es noch sehr schön mild und man konnte das schöne Wetter in einem der vielen Parks genießen. Der Łazienki-Park ist einer der schönsten in Warschau und im Sommer finden dort sogar Open-Air-Konzerte statt.
Wohnungstechnisch würde ich jedem raten, nach einer Unterkunft in der Nähe einer Metro- oder Tramstation zu suchen, da man dadurch sehr gut angebunden ist und bei den Bussen oft mit Verspätung zu rechnen ist. Ich habe meine Wohnung damals über die Seite Pepehousing gefunden, aber es gibt sehr viele Anbieter.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass ich bis jetzt eines der besten
Semester meines bisherigen Studiums in Warschau verbracht habe. Ich habe viele Freundschaften, unglaubliche Erfahrungen und neue Eindrücke gesammelt. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, auch die Städte und Länder östlich von Deutschland bei der Wahl für ein Auslandssemester in Betracht zu ziehen. Ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden.